Sonntag, 27. September 2009






Fenster mit Birnbaum und Blumen (auf den Weg nach Küsnacht im September 2009)


Oder sind es Äpfel?


Das Fenster

Wundersame Begegnungen. Am vergangenen Sonntag, als ich unterwegs gewesen war um Fenster zu fotografieren und um eine Kunstausstellung zu besuchen, kam ich in einem kleinen Dorf an eine Kreuzung mit einem Wohnhaus, dessen großes Fenster im Erdgeschoß genau auf die Kreuzung hinaus ging. Ich saß im Auto, hielt auf die Kreuzung zu und war gerade dabei nach links abzubiegen.
Hinter dem Fenster standen die Großmutter, die Mutter und zwei Kinder.
Alle hinausblickend. Ein stummes Gemälde. Die Gardine sacht beiseitegehalten, damit sie sehen konnten. Nachdenklich. Die Sonntagnachmittag-Stimmung und das Zusammenstehen, das Zusammensein, genießend.
Die Zeit schien still zu stehen.
Ein Augenblick Zeitlosigkeit.
Was sie wohl betrachtet haben? Das Treiben auf der Kreuzung?
Eigentlich war da nicht besonders viel zu sehen.
Oder?
An so einem verträumten Sonntagnachmittag in einem kleinen Dorf.
Die Sonne schien und malte Schattenblumen auf die stummen Häuser.
Auf die hohen Wände aus Stein und Rauhputz.
Manchmal glitzerte es.
Ab und zu ein Auto.
Ein Spaziergänger.
Mich haben sie auf jeden Fall auch gesehen, im Auto sitzend - für einen kurzen Augenblick haben sich unsere Blicke getroffen.
Ich habe wohl ziemlich große Augen gemacht.
Ich habe nicht angehalten und sie gefragt, ob ich sie fotografieren darf. Das habe ich mich nicht getraut, obwohl ich es gerne getan hätte.
Was sie wohl gerade gedacht haben?
Über was sie wohl gesprochen haben?
Ich könnte mir vorstellen, daß die Kinder eifrig etwas erzählt haben, ganz begeistert, wie das nur Kinder können. Ich höre schon ihre Stimmen. Von etwas, was da draußen war.
Es war ein so ein eindrückliches Bild voller Ruhe und Vertrautheit. Von Intimitiät, auf eine ganz besondere Art und Weise. Eine Intimität, an der ich teil hatte.
Es war auch Distanziertheit. Die Grenze der Glasscheibe dazwischen, zwischen denen da draußen und denen drinnen. Zwischen wir und Euch. Zwischen der Stube und dem Sonntagnachmittag auf der Straße.
Wie eine gerahmte Fotografie, an die Hauswand gehängt.
Aber trotzdem. Sie sind ganz nahe am Fenster...
Und Frieden. Die beiden hinausblickenden Frauen mit den kleinen Kindern davor. Die Hände der Mutter auf den Schultern eines der Kinder liegend.
Der Kopf der Mutter, sie hatte dunkle Haare und einen hellen Teint, leicht schräg nach links zum Kopf der Großmutter hin geneigt. Unter den Augen der Mutter die Ahnung von Ringen. Sie mußte müde sein. Sie sahen sich ähnlich.