Dienstag, 13. Oktober 2009


Der Stern (in Zürich im September 2009)


Das Fenster der Seele ist manchmal wie ein Spiegel, las ich.
Wenn es so ist...



Ein Gedicht:

SPIEGEL: noch nie hat man wissend beschrieben,
was ihr in eurem Wesen seid.
Ihr, wie mit lauter Löchern von Sieben
erfüllten Zwischenräume der Zeit.

Ihr, noch des leeren Saales Verschwender -,
wenn es dämmert, wie Wälder weit...
Und der Lüster geht wie ein Sechzehn-Ender
durch eure Unbetretbarkeit.

Manchmal seid ihr voll Malerei.
Einige scheinen in euch gegangen -,
andere schicktet ihr scheu vorbei.

Aber die Schönste wird bleiben -, bis
drüben in ihre enthaltenen Wangen
eindrang der klare glöste Narziß.

(Rainer Maria Rilke - Sonette an Orpheus, Zweiter Teil, Sonett III)