
Das Fenster der Seele ist manchmal wie ein Spiegel, las ich.
Wenn es so ist...
Ein Gedicht:
SPIEGEL: noch nie hat man wissend beschrieben,
was ihr in eurem Wesen seid.
Ihr, wie mit lauter Löchern von Sieben
erfüllten Zwischenräume der Zeit.
Ihr, noch des leeren Saales Verschwender -,
wenn es dämmert, wie Wälder weit...
Und der Lüster geht wie ein Sechzehn-Ender
durch eure Unbetretbarkeit.
Manchmal seid ihr voll Malerei.
Einige scheinen in euch gegangen -,
andere schicktet ihr scheu vorbei.
Aber die Schönste wird bleiben -, bis
drüben in ihre enthaltenen Wangen
eindrang der klare glöste Narziß.
(Rainer Maria Rilke - Sonette an Orpheus, Zweiter Teil, Sonett III)