Sonntag, 18. September 2011



In fernem Land...

In einem Traum hörte ich Lohengrin singen. Er stand bei einem Fenster, fast wie vor einem Spiegel, durch das man kaum sah, so grau und angelaufen war es. Anstatt der bekannten Worte aus der Arie "In fernem Land" hub er an:

"Trost sei, daß ich hier stehe,
an des Einen Wahren Fensterbank... "


Und ein Wassertropfen gleich einer silbernen Träne rann dem Fenster hinab.


Die Fenster von Chartres

*

Eindrückliche Verse von Rainer Maria Rilke:

So wie dem Meister manchmal das eilig
nähere Blatt den wirklichen Strich
abnimmt: so nehmen oft Spiegel das heilig
einzige Lächeln der Mädchen in sich,

wenn sie den Morgen erproben, allein, -
oder im Glanze der dienenden Lichter.
Und in das Atmen der echten Gesichter,
später, fällt nur ein Widerschein.

Was haben Augen einst ins umrußte
lange Verglühn der Kamine geschaut:
Blicke des Lebens, für immer verlorne.

Ach, der Erde, wer kennt die Verluste?
Nur, wer mit dennoch preisendem Laut
sänge das Herz, das ins Ganze geborne.

aus: SONETTE AN ORPHEUS, Zweiter Teil, Sonett II

Sonntag, 11. September 2011